Wenn Clara heute unter uns wäre, was würde sie fühlen? Wie wäre ihre Sicht auf den Weg, den die klassische Musik bis heute genommen hat, inmitten von Veränderungen auf allen Ebenen?

Sie wäre nicht glücklich, wenn sie sähe, was sie verpasst hat... Alles erscheint trockener im Garten der Götter, alles weniger glänzend und die sanften Brisen, die das Gesicht streichelten und Sanftmut und Trost mit sich brachten, können heute schmerzhaft kalte Winde sein... ohne Inhalt und ohne Botschaft.

Die Zeit, in der sie lebte, war nicht einfacher. Ihr Leben war voller Kampf und Leid, sie erlebte die grössten Schmerzen, die eine Frau im Leben erfahren kann.

Vom Verlust des geliebten und wie wenige verehrten Ehemannes bis zum Tod der Kinder... das Unverständnis ihres Vaters, die zur harten Prüfung für ihr Leben als junge Frau und Künstlerin wurde... die sozialen Veränderungen, die Kriege usw. ... sie hielt dieses unerschöpfliche innere Feuer stets am Brennen, genährt von der Liebe und von der Musik... Das war ihre Rettung und Zuflucht... und der Antrieb, durch den es ihr gelang, die tiefsten Krisen zu überwinden.

Ja, fehlen würden die Begegnungen mit Dichtern, Musikern und Sängern... die Zusammenkünfte voller Harmonie und Schönheit. Die subtilen Beweggründe ihrer Nähe zu den klaren Wasserbächen, die Aromen der stark duftenden Gartenrosen, die verzauberten Wälder, Seen und Berge, so wie das Gefühl der Seide ihrer Konzertkleider auf ihrem Körper, die Kerzen mit ihrem warmen Licht, Unmengen anstrengender Reisen und der Applaus eines nicht immer stillen Publikums. Die Abwesenheiten... und erneuten Zusammentreffen. Ein der Kunst gewidmetes Leben und Zentrum der Welt, in der das künstlerische Schaffen der Athanor einer kleinen menschlichen – sehr menschlichen – Gruppe war. Es waren keine Götter, sondern einfach Wesen mit höheren Bestrebungen, welche die Sehnsucht nach einem fernen, strahlenden Land spüren lassen, in dem die Schönheit immer gegenwärtig ist.

Obwohl sie von Adligen und Gelehrten bejubelt wurde, verlor sie nicht die Einfachheit und das Wesen, vor allem eine Frau zu sein, deren Vorstellung und Gefühl es stets war, ihr Bestes zu geben... an den Zauber, der durch sie aus der Musik hervortrat, jene manchmal zarte, manchmal mächtige Schönheit, mit dem goldenen Widerschein einer Epoche, die nicht mehr existiert. Ihr Land war ein anderes und ist nicht mehr dasselbe...
Jetzt würde sie sich sicher einsamer fühlen... oder hätte eine noch grössere Kraft entwickeln müssen und ihre Kunst in andere Aspekte des Schaffens und des Dienens umgewandelt.

Ihr Mitgefühl wäre gewiss präsent, auch ihr Streben nach der grossen Harmonie und wie immer ihre ewige Liebe für ihn... für die neuen Kinder ihre standhafte und beschützende Liebe und unendlich wäre auch seine Hingabe an die Muse... Aber dies ist eine andere Geschichte... und ein anderes Leben.

Marga Baigorria